Becker und Kamm siegen zum Auftakt
23.04.2013 ·
Zwei spannende Rennen sorgten für einen gelungen Saisonauftakt der Spezial Tourenwagen Trophy auf dem Hockenheimring. Bei den Bosch Hockenheim Historic holte sich am Samstag zunächst Ulrich Becker im Porsche 997 GT3 RSR den Gesamtsieg. Am Sonntag war dagegen Edy Kamm mit seinem Audi A4 DTM nicht zu bezwingen. Der Schweizer ließ Pertti Kuismanen (Chrysler Viper GTS-R) hinter sich, der die letzten beiden Jahre den Saisonauftakt für sich entschied.
Beim ersten Rennen spielten die feuchten Streckenverhältnisse die entscheidende Rolle, wie auch Sieger Ulrich Becker zugab. „Der Regen war heute das alles entscheidende“. Der Marler, letztes Jahr noch zweimal Gesamtzweiter hinter Kuismanen, setzte sich gleich beim Start hinter die über 700 PS starke Chrysler Viper GTS-R des Vorjahresmeisters. Der konnte zunächst einen Vorsprung herausfahren, hatte dann aber mit stark abbauenden Reifen zu kämpfen. Zwei Runden vor Schluss schlüpfte Ulrich Becker nach Start und Ziel innen rechts an der Viper des Finnen vorbei. „Mit dem zweiten Platz hätte ich mich eigentlich zufrieden gegeben, da ich glaubte, das wäre das Optimum. Als ich merkte, dass der Z4 näher kommt, musste ich pushen. Dabei kam ich näher an Pertti heran und wollte dann schon versuchen ihn auch zu kriegen. Ich sah, dass er stark rutschte und ich konnte schließlich die Lücke zufahren“, erzählte Ulrich Becker, der damit seinen dritten Gesamtsieg in der Spezial Tourenwagen Trophy geholt hatte.
„Kein Audi-Wetter“, hatte dagegen Edy Kamm am Samstag noch verlauten lassen, womit der Schweizer recht behalten sollte. Mehr als der vierte Gesamtplatz war für den Audi-Piloten nicht drin, da die Reifen bei den kalten Bedingungen nicht richtig ins Arbeiten kamen. „Am liebsten ganz heiß, flüssiger Asphalt“, wünschte sich Kamm zum Sonntagsrennen. Ganz so heiß wurde es nicht, aber die Bedingungen waren für den DTM Audi am Sonntag um Längen besser. Das nutzte der mehrmalige Schweizer Meister, um dem Feld vorneweg zu preschen. Kuismanen, der fünf Plätze wegen Überholens unter gelb zurückversetzt worden war, wurde beim Start zudem genau wie ein Teil des Feldes durch das während der Startphase überraschend auf der Startgeraden aufgetauchte Saftey-Car eingebremst. Am Ende der 15 Runden-Distanz stand ein klarer Start- und Zielsieg mit fast 13 Sekunden Vorsprung auf Pertti Kuismanen. „Mein Glück war natürlich schon, dass Pertti Kuismanen zurückversetzt wurde. Ich konnte es erst noch gar nicht begreifen zu gewinnen. Erst nach vier, fünf Runden habe ich gedacht, dass ich eine Chance auf den Sieg habe. Als Kuismanen wieder näher kam, habe ich dann immer Gas gegeben und nach hinten geschaut“, so Edy Kamm.
Höhen und Tiefen bei René Aeberhardt
Ein Wochenende mit Höhen und Tiefen erlebte René Aeberhardt beim ersten Einsatz des neuen BMW Z4 GT3. Der Schweizer stellte den GT-Boliden gleich in die zweite Startreihe, wurde dann aber um fünf Plätze wegen Überholens unter Gelb zurückversetzt. Doch schon nach der Startrunde hatte der BMW-Pilot wieder die vierte Position inne. Im folgenden Umlauf kassierte Aeberhardt den Porsche 997 GT3 Cup S von Jorma Vanhanen und lag damit auf Platz drei. „Im Regen fahre ich sowieso sehr gerne. Jetzt bin ich wieder sehr zufrieden. Es war schon das Ziel einmal auf das Gesamttreppchen zu fahren. Dass es aber gleich beim ersten Rennen passiert, damit habe ich nicht gerechnet. Zumal ich das erste Mal mit dem Auto im Regen gefahren bin“, zeigte sich der Schweizer zufrieden mit dem Debüt und der ersten Treppchenplatzierung. Im zweiten Durchgang sorgte ein Dreher bereits in der Einführungsrunde für das frühe Aus. „Die anderen wurden immer schneller und ich wollte meine Reifen anwärmen“, erklärte Aeberhardt. Trotzdem hinterließ der BMW-Pilot einen starken Eindruck, der Lust auf mehr gemacht haben dürfte.
Ein ähnliches Wochenende erlebte auch Daniel Schrey, der die Kinderkrankheiten an der Chrysler Viper GTS-R scheinbar ausgemerzt hat. Im ersten Heat drehte sich Schrey direkt nach dem Start fast in die Reifen, doch die Aufholjagd von ganz hinten, zeigte das Potential. Bis auf die achte Position und dem zweiten Platz in der Klasse 1 ging es dabei nach vorne. Am Sonntag hielt der Viper-Pilot, der zudem noch in der YTCC seinen Porsche 935 K3 zu zwei Gesamtsiegen fuhr, Ulrich Becker erfolgreich hinter sich und holte sich den dritten Platz auf dem Treppchen. Dies reichte erneut zum zweiten Platz in der Klasse 1 vor Jan van Es (Porsche 993 GT2) und Jörg Lorenz (Porsche dp 935). „Es ist heute super gelaufen. Am Samstag habe ich aber gleich gemerkt, dass die Slicks keine gute Wahl waren. Die Entscheidung gleich rein zu kommen war dann auch richtig“, so Jan van Es.
Jörg Bernhard erlebt ein Wochenende zum Vergessen
Gewohnt schnell waren die Piloten der STT Spezialklasse, wo Edy Kamm zweimal den Klassensieg holte. Sven Fisch sicherte sich im V8 STAR mit den Gesamtplätzen sechs und fünf beide Male den zweiten Rang in der Klasse. Im ersten Rennen sorgte eine Pirouette auf der nassen Strecke dafür, dass der V8 STAR bis auf den zehnten Platz zurückgereicht wurde. „Ich hatte das Problem, dass ich zu alte Regenreifen drauf hatte und diese nicht warm fahren konnte. Vielleicht war ich auch etwas übermotiviert, aber ich wäre auch so nicht weiter nach vorne gekommen“, so Sven Fisch. Als Dritter durfte „Franz Adolf“, der sein erstes Rennen auf einem V8 STAR bestritt, aufs Treppchen. Dort wäre im zweiten Heat auch Jörg Bernhard gelandet. Nachdem der Altenbacher am Samstag wegen Reifenproblemen aufgegeben hatte, zeigte sich Bernhard angriffslustig. Ein packender Zweikampf mit Porsche-Pilot Christian Franck fesselte die Zuschauer. Doch eine Runde vor Schluss brach der Heckflügel bei Höchstgeschwindigkeit, wodurch der V8 STAR heftig in die Begrenzung krachte. Während der V8 STAR stark beschädigt war, konnte Jörg Bernhard ohne Blessuren entsteigen.
Einer, der den Unfall aus der ersten Reihe erlebt hatte, war Christian Franck (Porsche 997 GT3 Cup). Der Luxemburger hatte am Vortag sein erstes Regenrennen mit dem Porsche überhaupt bestritten, konnte aber hinter Klassensieger Jorma Vanhanen auf einen hervorragenden siebten Gesamtplatz fahren. „Das war eine Lehrstunde und hat gut funktioniert. Deshalb bin ich mit dem Ergebnis zufrieden“, schilderte Christian Franck seine Erfahrungen aus dem ersten Heat. Hinter dem Klassenzweiten landete Tjarco Jilesen (Porsche 997 GT3 Cup) vor Romain Theissen (Porsche 997 GT3 R) und den beiden Porsche 996 GT3 Cup von Pieter Bos und Ruud Stevens auf dem dritten Platz in der Klasse 3. Im Trockenen war Christian Franck am Sonntag aber besonders stark unterwegs. Ein sechster Platz im Gesamtklassement und der erneute Klassensieg vor Romain Theissen und Jorma Vanhanen waren der Lohn für gute Vorstellungen. „Das Rennen war im Gesamten eigentlich sehr schön. Ich hatte einen schönen Zweikampf mit Jörg Bernhard und bin am Schluss auch rangekommen, allerdings wollte ich natürlich nicht so vorbeikommen. Es sah spektakulär aus, aber Gott sei Dank ist ihm nichts passiert“, schilderte der Luxemburger die entscheidende Szene des Rennens.
Freisberg und Duscher teilen sich die Siege
In einer stark besetzten Klasse 4 holten sich René Freisberg (Audi A3 Turbo) und Joachim Duscher (Audi 80 Turbo) die Siege, während Topfavorit Achim Heinrich mit dem M1 beide Male gleich beim Start liegengeblieben war. Der Ettringer musste sich am Samstag mit dem dritten Platz in der Klasse begnügen. Dafür lief es am Sonntag trotz des Startchaos besser, wo sich René Freisberg zunächst die Klassenführung holen konnte. „Ich habe mir gedacht, dass ich ihn fahren lasse und darauf warte, bis seine Reifen nachlassen. So ist es auch gekommen und ich bin an ihm vorbei“, erzählte Joachim Duscher. René Freisberg leistete kurz Gegenwehr, begnügte sich dann aber am Ende mit dem zweiten Platz vor Andreas Schmidt (VW Scirocco), Pierre Bonhôte (Seat Leon), Marcel Ernst (Opel Astra OPC) und Marc Ehret (BMW E36). Am Vortag konnte der Kelkheimer noch überlegen den Klassen-, sowie den Divisionssieg einfahren. Mit einer starken Vorstellung im Nassen landete der Audi-Pilot sogar auf einem besonders starken neunten Platz im Gesamtklassement. „Es ist eigentlich perfekt gelaufen, auch bei den Zeittrainings im Trockenen. Der Regen hat uns dann in die Karten gespielt. Von der Leistung des Autos wäre Platz drei realistisch gewesen. Es ist dann schon interessant, wenn man einen V8 STAR oder Porsche überholen kann“, freute sich Freisberg über das gute Comeback. Vor Joachim Duscher und Frank Müller holte sich Pierre Bonhôte, der ebenfalls im Nassen sein Können zeigen konnte, den zweiten Platz in der Klasse.
Auf der nassen Piste trennt sich wie so oft die Spreu vom Weizen. In der Klasse 3 landete Ulf Ehninger als starker Drittplatzierter vor Franjo Kovac im Audi TT RS einen tollen Erfolg. Von der 30. Startposition kämpfte sich der Audi-Pilot auf Platz zwölf nach vorne. „Ich fahre schon immer gerne im Regen. Zudem hatten wir von Anfang an Regenreifen aufgezogen, die sehr gut gehalten haben. Das war meine Chance zu versuchen, so weit als möglich nach vorne zu fahren“, freute sich Ehninger, dessen Teamkollege Jochen Ayasse im zweiten Rennen fünfter wurde, über die gute Platzierung. Erstmals im Nassen unterwegs war STT Neueinsteiger Andreas Ott, der mit seinem Ferrari 458 Challenge zudem sein erstes Autorennen überhaupt bestritt. „Im Quali habe ich noch darauf geachtet, niemandem im Wege zu stehen. Im Rennen musste ich natürlich noch viele Eindrücke sammeln. Ich war auf Slicks gestartet und hatte im Rennen auch zwei Dreher. Aber ich denke, sonst ist alles gut gelaufen“, so Ott. Die Klasse 3 war Sonntag, bis auf Klassensieger Ulrich Becker, fest in Audi-Hand. Martin Tschornia holte sich den zweiten Platz vor Berthold Gruhn, der ebenfalls auf einem Audi TT RS unterwegs war. Als Gesamtachter landete Tschornia, der sich gemeinsam mit Franjo Kovac noch in Hockenheim in die STT eingeschrieben hatte, ein starkes Gesamtergebnis.
Spannung in der Porsche-Klasse
Bei den 2-Liter-Fahrzeugen war Marc Roth nicht zu schlagen. Dessen Audi A4 STW spulte wie ein Uhrwerk starke Rundenzeiten ab, denen weder Gerhard Füller (BMW STW) noch Joachim Bunkus (Triumph Dolomite Sprint) folgen konnten. Während Füller seinen BMW in beiden Rennen abstellen musste, landete Bunkus zweimal auf dem zweiten Platz.
Heiß umkämpft war die Porsche-Klasse, wo sich dieses Jahr erstmals luftgekühlte 911er mit Transaxle-Porsche messen dürfen. Das sorgte mit sechs Teilnehmern für eine gut gefüllte Klasse, wo sich zunächst Alexandra Irmgartz im Porsche 964 RS den Sieg holte. Doch die Konkurrenz war stark, wie die STT Neueinsteiger Georg Vetter und Daniel Behringer (beide Porsche 964), sowie Ed van Heusden (Porsche 944 Turbo) bereits im Trainings andeuteten. Am Sonntag musste sich die letztjährige Klassensiegering allerdings den beiden 964er Piloten geschlagen geben. Nach seinem vierten Platz am Vortag schnappte sich diesmal Georg Vetter den Klassensieg. Dahinter setzte sich Daniel Behringer mit gerade einmal 0,256 Sekunden gegenüber Alexandra Irmgartz durch. Die Plätze vier und fünf gingen an Ralf Bender (Porsche 964 Cup) bzw. Franc Kooistra im Porsche 944 S2. Ed van Heusden, am Samstag noch Dritter, musste sich, nachdem sich in der Aufwärmrunde der M8 Bolzer gelöst hatte, mit dem fünften Klassenrang begnügen.
Nach diesem überaus gelungenen Auftakt geht es für die Piloten der Spezial Tourenwagen Trophy in rund sechs Wochen weiter. Auf dem Nürburgring steht mit dem Eurorace ein weiteres Top-Event auf dem Programm.
Patrick Holzer - auto-rennsport.de