Kamm und Fisch siegen vor großer Kulisse
06.10.2015 ·
Nach seinem Premierensieg am Sachsenring ließ Sven Fisch (Koppehel) auf dem Hockenheimring den nächsten Erfolg in der Spezial Tourenwagen Trophy folgen. Am Vortag musste der Stuttgarter noch auf den Start verzichten, wodurch Edy Kamm (Audi A4 DTM) seinen siebten Hockenheim-Sieg in Folge einfuhr.
Zwei völlig unterschiedliche Renntage erlebten die Teilnehmer der Spezial Tourenwagen Trophy beim sechsten Rennwochenende. Bei herrlichem Herbstwetter ging der gut besuchte Samstag im Rahmen des ADAC GT Masters über die Bühne. Am Sonntag präsentierte sich der Hockenheimring in tristem Grau und mit Dauerregen. Bei trockenen Bedingungen war Edy Kamm nicht zu schlagen. Der Schweizer war auch im Zeittraining am schnellsten, wurde aber drei Plätze wegen Überschreitens des Tempolimits in der Boxengasse nach hinten versetzt. Damit hätte eigentlich Sven Fisch auf Pole stehen sollen, doch der Sieger vom Sachsenring musste auf den Start verzichten. Der Koppehel ließ sich keinen Meter bewegen. Wie sich später herausstellte, war Wasser im Tank. „Wir haben keine Erklärung dafür, wie das Wasser da rein kam“, so Sven Fisch. Edy Kamm setzte sich derweil schnell an die Spitze, nachdem in der Anfangsphase Jürgen Bender mit seiner Corvette GT3 die Führung behauptete. Mit einem Vorsprung von knapp über sieben Sekunde auf Bender sah der Eidgenosse das schwarz-weiß karierte Tuch. „Mit dem ersten Rennen bin ich natürlich sehr zufrieden. Es verlief optimal und ich konnte einen sicheren Sieg nach Hause bringen“, so Kamm. „Gestern hatte ich gegen das Auto von Edy Kamm keine Chance. Ich denke, er spielt mit uns. Er ist mir aber nicht weggefahren, wahrscheinlich schont er sein Fahrzeug“, äußerte sich Bender zu seinem zweiten Platz. Rang drei holte sich Ulrich Becker (Porsche 997 GT3 RSR), der mit dem Sieg in der Klasse 2 vor Maximilian Stein (Audi R8 LMS) einen entscheidenden Schritt in Richtung nationalen STT Titel machte. Der Marler erbte den dritten Gesamtrang von Mario Hirsch, dessen Mercedes SLS AMG GT3 wegen einer defekten Wasserpumpe frühzeitig die Box ansteuern musste. „Vom Ergebnis in der Klasse war es natürlich gut, besser ging es ja nicht. Aber wir waren nicht so schnell, wie wir uns das eigentlich erhofft hatten“, so Becker.
Ein richtiges Rennen kam am Sonntag wegen den schwierigen Streckenverhältnissen nicht auf. Immer wieder wurde das Safety-Car auf die Piste geschickt, so dass das Feld jedes Mal zusammengestaucht wurde. Sven Fisch erwischte von der zweiten Position aus einen perfekten Start und verwies Edy Kamm auf Rang zwei. Der Eidgenosse gab bald darauf auf, nachdem er starke Sichtprobleme hatte. „Die Scheibenwischer sind nicht richtig gegangen. Ich habe den Bremspunkt nicht mehr richtig gesehen und es war praktisch ein Blindflug. Ich bin dann in die Box, weil es für mich und für die anderen einfach zu gefährlich war“, berichtete Kamm. In den kurzen Rennphasen setzte sich Sven Fisch immer wieder etwas ab, so dass man am Ende von einem verdienten Sieg sprechen konnte. „Durch den guten Start hatte ich keine Gischt und eine gute Sicht, was heute ein Vorteil war. Ich konnte den Vorsprung dann ein bisschen ausbauen, der leider durch die Safety Car Phase wieder weg war. Ich weiß nicht, wie es gelaufen wäre, wenn ich auch so viel Gischt gehabt hätte, ob ich da dann auch so hätte attackieren können“, meinte der Stuttgarter. Dahinter lieferten sich Jürgen Bender und Ulrich Becker einen engen Kampf, den der Corvette Pilot für sich entschied. „Das zweite Rennen war von den Bedingungen her nicht ganz einfach. Aber durch die Einführungsrunden konnte man schon abschätzen, wo es besonders rutschig und glatt war. Es hat gut funktioniert und das Setup hat auch gepasst. Leider habe ich die Reifen nicht richtig warm gebracht, sonst wäre vielleicht etwas mehr möglich gewesen“, so Bender, der damit erneut die Klasse 1 gewann. Für Ulrich Becker bedeutete der dritte Gesamtplatz den erneuten Sieg in der Klasse 2 vor Maximilian Stein: „Heute war im Grunde mein Wetter. Bei einem normalen Verlauf und ohne Abbruch wäre vielleicht noch mehr möglich gewesen. Das Rennen und der Zweikampf mit Bender hat Spaß gemacht, ob ich Sven hätte noch erreichen könne, glaube ich eher weniger.“ Hinter Maximilian Stein sah Mario Hirsch das Ziel als Gesamtfünfter und Zweiter der Klasse 1. Damit wahrte der Mercedes-Pilot seine Chancen auf den nationalen STT Meistertitel, muss aber dabei schon auf Schützenhilfe beim Finale in drei Wochen hoffen.
Christian Franck macht mit Doppelsieg die Titelverteidigung perfekt
An Christian Franck (Porsche 997 GT3) führte in der Klasse wieder einmal kein Weg vorbei. Mit dem Erfolg im ersten Rennen war dem Porsche-Piloten der Titel im STT H&R Cup nicht mehr zu nehmen. Damit gelang Franck wie schon 2014 der vorzeitige Titelgewinn. Mit zwei fünften Plätzen in den beiden Rennen konnte sich auch das Gesamtergebnis sehen lassen. „Ich hatte ein schönes Jahr, das optimal gelaufen ist. Ich bin bis jetzt fehlerlos durch das Jahr gekommen und denke, dass es besser nicht geht. Das erste Rennen war ein bisschen einsam für mich. Das zweite Rennen mit den vielen Safet- Car Phasen und dem Regen war schon schwieriger. Eigentlich mag ich solche Bedingungen, aber hier war es schwer einzuschätzen wegen der starken Gischt und der teilweise sehr rutschigen Strecke“, fand Christian Franck. Dahinter holte sich Christian Neubecker (Porsche 997 GT3 Cup) zweimal den zweiten Rang in der Klasse 3. Der Erfurter schaffte zudem in beiden Rennen den Sprung unter die besten Zehn und verbesserte sich in der nationalen STT Meisterschaft auf den fünften Rang. Den dritten Platz holte sich in beiden Rennen Alexander Markin im Porsche 991 GT3 Cup.
Abwechslungsreich ging es in der Klasse 2 zu, wo sich Andreas Schmidt (Audi R8 LMS ultra) im ersten Rennen den dritten Rang vor Anay Lorenzo (Lamborghini Super Trofeo) holte. Der Eidgenosse ärgerte sich über den Abbruch im zweiten Heat, denn da war er gerade an Berthold Gruhn (Audi R8 LMS ultra) vorbeigezogen. So ging der dritte Klassenrang aber an den Audi-Piloten. Die Klasse 1 wurde im ersten Rennen stark dezimiert. Timo Scheibner hatte bei einem Dreher den Heckspoiler seiner Chrysler Viper GTS-R verloren. Die Trümmerteile sorgten für einige Reifenschäden, von denen unter anderem Jan van Es (Porsche 993 GT2) und Peter Nadler (Porsche 964 BiTurbo) betroffen waren. Im zweiten Rennen holte sich van Es vor Nadler den dritten Platz in der großen STT Klasse.
Division 2 Titel weiter offen
In der Division 2 hätte Gerhard Ludwig (Toyota MR2 Turbo) eigentlich einen sehr großen Schritt in Richtung Titel machen können. Doch der Toyota-Pilot konnte den Matchball noch nicht verwandeln. Im ersten Rennen lag Ludwig klar in Front, als Meisterschaftskonkurrent Jürgen Gerspacher (Seat Leon Mk2) gegen Rennende immer größer im Rückspiegel auftauchte. Fünf Runden vor dem Ende ging Gerspacher vorbei und holte sich den Sieg. Ludwig war schlicht und ergreifend der Sprint ausgegangen. „Wir wissen auch nicht warum. Es war so viel drin wie immer“, zeigte sich Ludwig nach dem Rennen ratlos. „Am Anfang hatte ich mich ein wenig schwer getan, bis ich durch die Porsche durch war. Auf den Geraden sind die natürlich schneller, aber in den Kurven kam ich heran aber nicht gleich vorbei. Da hatte ich ein bisschen den Anschluss auf Gerhard Ludwig verloren. Aber gegen Rennende bekam er Benzinprobleme, wodurch ich doch noch herankam und letztendlich auch vorbei. Ohne dies wäre ich nicht mehr herangekommen“, so Gerspacher. Dritter wurde Sandro Merino im BMW M3 E46.
Das zweite Rennen war gerade einmal zwei Runden alt, als Gerspacher seinen Leon frühzeitig abstellen musste. Der Leon-Pilot klagte über Aussetzer. „Mein Auto nahm einfach kein Gas mehr“. So hatte Ludwig eigentlich leichtes Spiel. Doch der Routinier übersah eine gelbe Flagge und bekam eine Drive-Through aufgebrummt. Dadurch fiel er bis auf Rang sechs zurück und der Sieg wanderte in die Schweiz. Toni Büeler (VW Scirocco) schnappte sich nach Rang vier im ersten Rennen den Klassensieg. Zweiter wurde Patrick Steuer im Seat Leon Mk2. „Es war natürlich ein tolles Erlebnis hier gleich auf das Podest zu fahren. Bei dem Wetter habe ich mich wohl gefühlt. Ich bin glücklich, dass es so gelaufen ist. Es waren schwierige Verhältnisse, wobei die Gischt für mich am schlimmsten war“, freute sich Steuer über das starke Ergebnis. Rang drei ging diesmal an Marc Roth (Audi A4 STW) vor Sven Schneider (Seat Leon Mk2). Da auch das Team Haager/Ehlebracht nach einem Getriebeschaden im ersten Rennen ohne Punkte blieb, ist die Meisterschaftsentscheidung in der Division 2 nach wie vor offen. Theoretisch können Ludwig, Gerspacher als auch Haager/Ehlebracht noch zum Titel fahren.
Vom 23.-24. Oktober wird sich auf dem Nürburgring entscheiden, wer die restlichen Titel und Pokale mit nach Hause nehmen darf. Für das Finale hat sich schon jetzt ein tolles Starterfeld von über 40 Fahrzeugen angekündigt.