Glanzvolles Wochenende für Sven Fisch
02.10.2016 ·
Beim vorletzten Lauf der Spezial Tourenwagen Trophy auf dem Hockenheimring war Sven Fisch mit dem Koppehel Eigenbau nicht zu stoppen. Zweimal überquerte der Stuttgarter den Zielstrich als Gesamtsieger. Jürgen Bender (Corvette GT3) festigte mit einem Klassensieg seine Titelambitionen.
Eigentlich gab es nur eine einzige Wertung, die Sven Fisch an diesem Wochenende nicht für sich entschied. In Sachen Topspeed hatten andere die Nase vorne, ansonsten war der STT Meister von 2001 immer auf der ersten Position zu finden. Das ging schon im freien Training los und setzte sich auch im Qualifying fort, als Fisch als einziger Fahrer die 1.40er Marke unterbot. Vor dem ersten Rennen zeigte sich der Polesitter noch skeptisch, ob die Performance auch im Rennen halten würde. Heftiger Regen wie schon im letzten Jahr sorgte für zusätzliche Spannung. Doch vom Start weg bestimmte Fisch das Tempo, dem Kenneth Heyer im Mercedes AMG GT3 das gesamte Rennen über im Genick saß. Eine erste Safetycar-Phase nach dem Abflug von Lamborghini Pilot Kurt Wagner stauchte das Feld wieder zusammen. Nach dem Restart wurden die Boliden nur kurz losgelassen, ehe Sven Markert seinen BMW M3 E46 WTCC im Kiesbett der Sachskurve versenkte. Rennaction kam dadurch keine mehr auf und Sven Fisch fuhr hinter dem Safetycar zu seinem zweiten Saisonerfolg.
„Es hat ausnahmsweise aufs erste Mal geklappt. Sonst haben wir immer nur im zweiten Rennen Erfolg gehabt. Ich musste kämpfen, denn Kenneth Heyer hat von hinten Druck gemacht. Es hat aber richtig Spaß gemacht“, äußerte sich Fisch zum ersten Rennen. Kenneth Heyer luchste als Zweitplatzierter und Sieger der Klasse 1 Titelfavorit Jürgen Bender wichtige Zähler ab. „Wir fahren ja mit Restriktoren. Daher kam mir die Nässe doch sehr entgegen. Da merkt man den Leistungsunterschied nicht ganz so stark“, bemerkte Heyer. Jürgen Bender musste sich zudem erst an „Benni Hey“ im Porsche 991 GT3 R vorbeikämpfen, ehe der Neckarsulmer den dritten Gesamtrang sichern konnte. „Benni Hey“ hielt damit Ulrich Becker (Porsche 997 GT3 R) hinter sich, der dadurch den Abstand zu Bender in der Meisterschaftswertung nicht verringern konnte.
Der zweite Durchgang wurde am Sonntag bei trockenen Bedingungen abgehalten. Wieder reichte es für Sven Fisch zu einem Start- und Zielsieg. Zunächst zeigte sich wieder Heyer in der Verfolgerposition, der allerdings im vierten Umlauf Bender passieren lassen musste. Der Meisterschaftsführende profitierte von kurzzeitigen Zündaussetzern am Koppehel und kam dadurch in Schlagdistanz. Am Ende behielt Fisch mit 2,8 Sekunden Abstand die Oberhand. „Das haben wir ja noch nie gehabt, dass wir hintereinander vorne sein konnten. Bisher war es ja eher so, dass nach einem Sieg wieder ein unglückliches Rennen folgte. Durch die Zündaussetzer kam Jürgen Bender ran, beziehungsweise sogar daneben. Ein großes Lob an Achim, das Auto ist echt der Hammer. Besser geht es nicht mehr“, freute sich Sven Fisch über den Doppelerfolg. „Im Rennen heute bin ich wie immer erst auf Sicherheit gefahren, bis das Auto warm ist. Dann schaue ich, was möglich ist. Auf den Geraden war ich um einiges schneller als Heyer, da habe ich den Angriff gewagt. Die Meisterschaft ist jetzt bis zum Nürburgring vertagt“, so Bender. Kenneth Heyer zeigte sich als Gesamtdritter mit dem neuen AMG GT3 von Kornely Motorsport zufrieden. „Mit der Brechstange wäre ich vielleicht noch auf zwei gekommen, hätte aber keinen Sinn gemacht. Uns fehlen rund 70 PS auf die Corvette“, erklärte Heyer. Rang vier ging diesmal an Ulrich Becker, der lange in der Spitzengruppe mitmischte, später aber abreisen lassen musste. Zumindest in der Klasse 2 fuhr der Marler vor Benni Hey und dem erneut Klassendritten Andreas Schmidt (Audi R8 LMS ultra) zum Sieg. „Ich hatte heute beim Überrunden etwas Pech. Die entstandene Lücke konnte ich nicht mehr zufahren, da ich ja nicht schneller war als Heyer. Wir sind aber noch nie so konstant schnell unterwegs gewesen. So viele 41er Runden hatten wir noch nicht“, so Becker.
Gerade das Sonntagsrennen bot den zahlreichen Zuschauern eine klasse Show. Michael Bäder (BMW M3 E46 V8 Kompressor) und Mario Hirsch (Mercedes SLS AMG GT3) balgten sich lange um den dritten Platz in der Klasse 1. „Bei mir ist dieses Jahr irgendwie der Wurm drin. Plötzlich schaltete sich das Auto in das Notlaufprogramm und ich war meinen Platz in der Spitzengruppe los. An Michael Bäder kam ich nicht mehr vorbei“, ärgerte sich Hirsch, der im ersten Heat noch Klassenplatz drei holte. Stark unterwegs waren die Piloten in der Klasse 3, wo sich Christian Franck (Porsche 997 GT3 Cup) in zwei sehenswerten Rennen gegen Carrera Cup Pilot Marek Böckmann (Porsche 991 GT3 Cup) und Thomas Kramwinkel (Porsche 997 GT3 Cup) durchsetzte. Im ersten Rennen wechselte die Klassenführung zwischen Böckmann hin und her. In Rennen zwei führte zunächst Böckmann, der sich aber in Runde drei einen Dreher leistete. Thomas Kramwinkel nach einer fulminanten Startphase sowie der dicht dahinter folgende Franck nutzten die Gunst der Stunde und zogen vorbei. Ein enger Zweikampf folgte zwischen den beiden Cup-Porsche. Im Überrundungsverkehr hatte Christian Franck etwas mehr Glück, wodurch der Luxemburger vorbeikam. Während Kramwinkel danach noch hinter Böckmann auf die dritte Klassenposition zurückfiel, kam der Nachwuchspilot fast an Christian Franck vorbei. Am Schluss siegte Franck mit 0,3 Sekunden Vorsprung. „So macht Rennen fahren richtig Spaß. Es war ein toller Kampf mit Thomas. Schade war, dass der Böckmann sich am Anfang gedreht hat. Ich denke sonst wäre die Entscheidung zu seinen Gunsten ausgefallen“, so Christian Franck. „Ein Fahrzeug versperrte mir den Weg, Christian hatte etwas mehr Schwung und konnte sich vorbeisetzen. Dann war das für mich vorbei“, berichtete ein etwas enttäuschter Thomas Kramwinkel.
Gerspacher und Markert siegen in der Division 2
Ebenso eng geriet die Entscheidung in der Klasse 2T. Am Vortag hatte sich hier noch Ulf Ehninger (Audi RS4) souverän gegenüber Lisa Brunner und Ludwig Fetz (beide Audi TT RS) durchgesetzt. Jochen Ayasse übernahm am Sonntag, musste aber mit einer schlechten Startposition erst mühsam an Lisa Brunner heranfahren. Kurz vor dem Fallen des schwarz-weiß karierten Tuchs war der Schwarzwälder am TT dran. Beim Herausbeschleunigen auf die Start- und Zielgeraden setzte sich der RS4 neben TT, zog aber mit 0,3 Sekunden den Kürzeren.
Lange Zeit sah es für Sven Markert im ersten Rennen richtig gut aus. Der Youngster bewies auch im strömenden Regen eine glänzende Form und hielt den stark fahrenden Jürgen Gerspacher (Seat Leon Mk2) auf Distanz. Doch wenige Runde vor Schluss feuerte Markert den M3 ins Kiesbett. Jürgen Gerspacher zeigte sich als Profiteur und fuhr zum Sieg vor Lars Harbeck (BMW M3 E46 GTR) und Sascha Faath (BMW M3 E46 WTCC), der bei seinem ersten STT Einsatz zu überzeugen wusste. „Sven hatte schon vor der Mercedes Tribüne einen Dreher, wodurch ich vorbeikam. In der Sachskurve muss wohl Öl gewesen sein, denn da hatte ich auch Probleme. Es war richtig rutschig und bei mir hat es gerade so gereicht“, erklärte Gerspacher. Im zweiten Heat hatten wieder die BMW-Piloten die Nase vorne. Diesmal ließ Sven Markert nichts anbrennen und siegte mit fast 16 Sekunden Vorsprung souverän. „Nach der zweiten Runde konnte ich mich schon auf die Führung konzentrieren. Ich habe probiert den Vorsprung auszubauen. Ich war froh, dass kein Safety Car kam und meine Führung zunichtemachte. Es war ein super Rennen und es hat alles gut gepasst“, fand der Leader der Division 2. Klassenzweiter wurde erneut Lars Harbeck, der diesmal Jürgen Gerspacher und Daniel Haager (Audi A3 Turbo) hinter sich ließ.
Schon in zwei Wochen geht es ins Finale der diesjährigen STT Saison. Auf dem Nürburgring wird sich entscheiden, ob Jürgen Bender die Nachfolge von Christian Franck antreten kann.